minoritensaal graz

 III. Baubeschreibung von Kirche und Kloster

Die Doppeltürme der Mariahilfkirche stellen den prägenden städtebaulichen Akzent der Murvorstadt dar. Nur hier im Osten tritt der Kirchenbau aus d

em ihn umgebenden Konglomerat der Klostergebäude hervor. Die prächtige Doppelturmfassade springt in ihrer ganzen Tiefe und Breite gegenüber dem nach Süden anschließenden Konventtrakt vor und dominiert den Mariahilferplatz. Über dem von einem kräftigen Gebälk abgeschlossenen Hauptgeschoss erheben sich die beiden Turmaufbauten, die von einer gedrückten Zwiebel mit abschließender Laterne bekrönt sind. Die reiche Gliederung der stark plastischen Fassade besteht aus ges

tuften Pilastern, Dreiviertelsäulen an den Glockengeschossen sowie Halbsäulen am Frontispiz. Dieser durch einen krönenden Dreiecksgiebe

l besonders hervorgehobene Teil der Fassade rahmt den Hauptzugang des Kirchengebäudes und weist so in besonderer Form auf das Gnadenbild im Inneren hin, das sich auf derselben Achse im Westen des Baues befindet. Besonders augenfällig wird dies durch die von knienden Engeln verehrte, skulpturale D

arstellung des Gnadenbildes über dem Hauptportal. Die Figur ist urkundlich für das Jahr 1740 gesichert und stammt von dem Bildhauer Philipp Jakob Straub (*1706; 74), der bis 1744 auch die übrigen Bildnisse an der Fassade fertigte. Straub stammte aus einer bayerischen Künstlerfamilie, sein Bruder war der Münchener Hofbildhauer Johann Baptist, und ließ sich nach seinem Studium an der Akademie in Wien in der Steiermark nieder. Beispiele seines umfangreichen Werkes finden sich z. B. im Grazer Dom oder in der Zisterzienserstiftskirche Rein.


Die beiden flankierenden Figuren stellen den Ordensstifter Franziskus von Assisi und den Franziskanerheiligen Antonius von Padua mit vergoldeter Lilie und    Buch dar. Sie stehen in einer Nische, die von stuclderten Puttenköpfen bekrönt wird. Für den Giebel des Säulenportikus schuf Straub die Figuren der drei Erzengel Gabriel, Raphael und Michael. Die bewegte Szene in der Mitte zeigt den Engelsturz. Michael verbannt die aufständischen Engel um Luzifer aus dem Himmel, der hier, von dem Blitzstrahl aus der Hand des Erzengels getroffen, ins Bodenlose stürzt. Als Symbol der Sünde und des Verderbens windet sich eine Schlange um den Körper des Verdammten. Unter dieser Gruppe befindet sich an zentraler Stelle im Giebeldreieck das Wappen der Eggenberger mit den drei bekrönten Raben, die eine Krone im Schnabel tragen.

Drei Eingänge im Osten sowie ein Zugang im Süden erschließen den Kirchenbau. Bemerkenswert sind hier die kunstvoll gearbeiteten, schmiedeeisernen Oberlichtgitter aus der Zeit um 1744. Durch das dem Kirchenbau in seiner gesamten Breite vorgelagerte Vestibül gelangt man in den Innenraum, dessen Raumschale ganz in Weiß gehalten ist. Die drei Schiffe des Langhauses sind durch Pfeilerarkaden voneinander getrennt. Bei der gewählten Bauform einer Basilika ist das Mittelschiff höher als die Seitenschiffe, alle drei liegen aber unter einem Dach.

Daher verfügt das Mittelschiff im Gegensatz zur gängigen Basilikabauweise nicht über eigene Fensteröffnungen, sondern erhält nur indirektes Licht durch die Fenster der Seitenschiffe. Die vier Joche des Langhauses sind in den Seitenschiffen von Kreuzgratgewölben - die beiden westlichen jedoch mit Platzlgew:ölbe, im Mittelschiff von einer Tonne mit aufgelegten Gurten überwölbt. Der schlichte Zierrat des Raumes beschränkt sich auf stuckierte Pilasterkapitelle und Fruchtgehängeam Gebälk sowie kleinformatige Deckenbilder imMittelschiff. Diese zeigen von Osten nach Westen die Verkündigung, die Geburt Christi, die Kreuztragung Christi sowie
die Marienkrönung. Der einjochige, in Breite des Mittelschiffes errichtete Chorraum zeigt ein Platzlgewölbe sowieeine gerade Abschlusswand im Westen.